Preis: 10€ [D, Broschiert] & € 7,99 [E-Book]
Seitenanzahl: 100
Meine Wertung: 4/5
Verlag: Reclam
erschienen am: 07.09.2016

ISBN:  978-3-15-020423-8     

Warum dieses Buch?

Der
Großteil von David Bowies Musik gefällt mir seit ich zum ersten mal
damit in Kontakt gekommen bin. Als Fan würde ich mich allerdings nicht
unbedingt bezeichnen, dafür fehlt mir ein gewisser Ehrgeiz und die
nötige Besessenheit?
Über den Künstler Bowie war mir wenig bekannt,
ich hatte nur eine recht allgemeine Vorstellung, dass er ein “Chamäleon”
und irgendwie schon ziemlich verrückt war. Ebenso wusste ich wenig über
den Menschen hinter den wechselnden Masken. Dass ich gerne mehr über
ihn erfahren wollte wurde mir erst bewusst, als Bowie Anfang 2016
gestorben ist und ich völlig entsetzt und schockiert war, denn irgendwie
hatte ich ihn wohl unter “unsterblich” abgespeichert. Und irgendwie
trifft das auf den Künstler Bowie doch auch zu.

Der erste Blick

Schlicht
aber modern gestaltet fällt das matt schwarze Cover mit der weißen
Schrift (und magentafarbenen Akzenten) direkt ins Auge. Wie bei allen
Büchern der 100-Seiten-Reihe von Reclam prangt der Titel in der Mitte,
drum herum sammeln sich Stichwörter, die in irgendeiner Weise mit dem
Inhalt zu tun haben. Das hat Stil und wirkt trotzdem frech, was mir sehr
gefällt.
Der
erste Blick ins Buch hinein verträgt sich mal wieder nicht mit meinen
Erwartungen. Einige Bilder, eine “Timeline” und ansonsten ziemlich viel
Text… Ein kurzes Reinlesen bestätigt, was ich schon geahnt habe:
Dieses Buch ist keine Biografie und somit etwas ganz anderes als ich mir
vorgestellt hatte.

Schreibstil

Frank Kelleter genießt das Spiel mit der Sprache, das vermutet man zumindest
auf den ersten Blick. Lange, verschachtelte Sätze produziert der Autor
reihenweise, gespickt mit anspruchsvollen Formulierungen und
Fremdwörtern. Manchmal umschreibt er Sachverhalte ausgiebig, so dass ich
mich frage, was er damit eigentlich ausdrücken will. Normalerweise
nervt mich so etwas, da ich klare Formulierungen und eine einfache
Sprache schätze… und das tut es zu Beginn auch bei diesem Buch. Bis ich
es wage, mir Zeit zu lassen, mich darauf einzulassen und die Intention
des Buchs zu hinterfragen. Es ist keine Biografie. Hier muss der Autor
nicht “zum Punkt kommen”. Das 100-Seiten-Büchlein ist vielmehr eine
Hommage an einen Künstler, ein “Denkmal” (wie es auch der Text auf der
Buchrückseite ausdrückt), das ein großer Fan aus einer Sammlung von
Gedanken und Erlebnissen geschaffen hat. Nach dieser Überlegung schaffe
ich es, entspannt weiter zu lesen, mich auf den eher ungewohnten
Schreibstil einzulassen und das Lesen einigermaßen zu genießen.
Übrigens
wirkt der etwas pompöse Stil auf mich keinesfalls gekünstelt oder
erzwungen, vielmehr habe ich den Eindruck, dass der Autor einfach sehr
gut mit der deutschen Sprache umgehen kann und seine Fähigkeiten voll
einsetzt. Dabei entstehen viele malerische und metaphorische
Formulierungen, die zugegebenermaßen fordernd, aber auch wunderschön
sind.
Viele
der zitierten Songs werden (sinnvollerweise) im englischen Original
wiedergegeben, hin und wieder werden Textstellen auch übersetzt.
Generell sind gute Englischkenntnisse aber hilfreich.

Meinung

Da
ich wie gesagt nicht viel Ahnung von David Bowie habe, kann ich es
natürlich nicht “beweisen”, aber ich habe den Eindruck, dass Frank
Kelleter, der nach eigener Aussage seit seinem zwölften Lebensjahr Fan
des Musikers ist, sich eingehend mit der Thematik befasst hat und
durchaus als Bowie-Experte gelten kann.
Sein
Buch scheint vor allem an Gleichgesinnte gerichtet zu sein, denn
Informationen für “Neueinsteiger” werden nur wenige vermittelt.
Stattdessen wird Album für Album, Song für Song und Video für Video
analysiert und interpretiert, was mich fasziniert, mich aber auch völlig
erschlägt. Die meisten Songs habe ich schon mal gehört, aber die
“großen Zusammenhänge” sind mir fremd. Statt wie erhofft animiert zu
werden, das eine oder andere Album (noch einmal) anzuhören, überfordert
mich die Informationsfülle zunächst und statt eine musikalisch
untermalte Pause einzulegen, lese ich lieber weiter um zum Ende zu
kommen. Im Verlauf des Buchs wird das einfacher für mich, wenn der Autor
näher auf einzelne Songs eingeht und sich ausführlicher damit befasst.
So finde ich dann doch Gelegenheit bekannten Titeln etwas intensiver zu
lauschen und sie in einem neuen Licht zu betrachten.
Über
den Star David Bowie, insbesondere sein Privatleben, erfährt man wenig
und das ist überraschenderweise ein Aspekt der mir trotz gegensätzlicher
Erwartung sehr gut gefällt. Die Person des Künstlers, wie auch
Stationen seines Lebens finden dann Erwähnung, wenn sie relevant sind um
seine Musik zu verstehen. Klatsch und Tratsch spielen keine Rolle,
alles bezieht sich auf die Kunst.
Interessanterweise
war das Buch offenbar schon vor Bowies Tod nahezu fertiggestellt. Umso
faszinierender finde ich es, wie es auf großartige Weise das Lebenswerk
des Künstlers würdigt und so als Nachruf der besonderen Art verstanden
werden kann.  
Insgesamt finde ich das Buch sehr gelungen, fühle mich nur leider gar nicht der ziemlich speziellen Zielgruppe zugehörig.
Eingefleischte Bowie- Fans mit Freude an niveauvollem Lesevergnügen kommen hier sicher voll auf ihre Kosten.

Fazit

Eine außergewöhnliche Hommage an einen außergewöhnlichen Künstler.

4 von 5 sternen

(Rezension verfasst von Monja Stock)

  

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