Preis: 9,99€ [D, GB] & 9,99€ [E-Book]
Seitenanzahl: 208
Meine Wertung: 5/5
erschienen am: 16.12.2017
ISBN: 978-3-499-63137-5
Warum dieses Buch?
Als
ordnungsliebender Mensch, der hin und wieder einen kleinen Flirt mit
dem Minimalismus wagt, beschäftige ich mich zur Zeit viel mit dem Thema
Aufräumen/Ausmisten. Scheint ja auch gerade ein Trend zu sein, was mir
ausnahmsweise entgegenkommt, denn so findet sich überall neue
Inspiration, die zwar nicht immer neues Wissen vermittelt, aber dennoch
motivierend wirkt.
Aus diesem Grund hat mich “Der Messie in uns” auch
auf den ersten Blick angesprochen und ich erhoffte mir ein paar weitere
Tipps zum Entrümpeln (denn natürlich hänge ich trotz allem auch an
einigen nicht lebensnotwendigen, vielleicht sogar nutzlosen
Gegenständen) oder einen neuen Blick auf das Thema.
Insofern wurde ich
enttäuscht, was mich letztendlich jedoch gar nicht gestört hat. Aber von
vorne:
Der Erste Blick
Mit
freundlichen Worten weist
Sabina Hirtz schon zu Beginn darauf hin, dass
der Begriff “Messie” heute oft unpassender Weise verwendet wird um sich
sozusagen über jemandes Chaos zu beschweren, dabei aber vergessen wird,
dass das Messie-Phänomen eine echte, schwerwiegende Erkrankung ist.
Sofort fühle ich mich erwischt, denn ja, auch mir rutscht hin und wieder
das M-Wort heraus, wenn ich die Ordnung in meinem Zuhause bedroht sehe.
Im Buchtitel hatte ich das Wort Messie als Synonym zu “unordentliche
Person” interpretiert und somit erwartet, dass die Autorin mit allerlei
Tipps daherkommt, wie man besser entrümpeln und Ordnung halten kann. (Zu
meiner Verteidigung: der Untertitel “Wie wir Wohnung und Seele
entrümpeln” sieht schon ein bisschen nach “Tipps&Tricks” aus 😉 )
Weit
gefehlt! Sabina Hirtz, als Heilpraktikerin für Psychotherapie auf das
Messie-Syndrom spezialisiert, präsentiert hier einen ernsthaften
Einblick in ihre Arbeit und erklärt Betroffenen wie Außenstehenden
gleichermaßen, was es mit der Erkrankung auf sich hat.
Schreibstil
Stets
positiv und freundlich schildert die Autorin ihre Erfahrungen mit dem
sensiblen Thema und dessen Hintergründe. Fachbegriffe werden sparsam
verwendet und im Glossar am Ende des Buchs ausgiebig erklärt. Immer
wieder weist Frau Hirtz darauf hin, dass ihr Buch als Anregung und
Hilfestellung zu verstehen ist, aber keinesfalls eine Therapie ersetzen
kann. Ein wichtiger Hinweis wie ich finde, denn mache “Ratgeber”
vermitteln gerne den Eindruck sie seien die Lösung aller Probleme. Den
größten Teil des Buches machen Fallbeispiele aus, anhand derer die
Autorin ihre Behandlungsweise darstellt und auf mögliche Ursachen
psychischer Erkrankungen, insbesondere natürlich des Messie-Syndroms,
eingeht.
Meinung
Wie
bereits erwähnt, hat das Buch meine Erwartungen nicht erfüllt, daher
konnte ich natürlich nur wenig für mich persönlich mitnehmen was das
Thema “Aufräumen” angeht. Trotzdem hat es mich sehr angesprochen, denn
es ermöglicht einen Blick auf Menschen, den man im Alltag nicht erhält.
Betroffene jedweder psychischer Erkrankungen/Störungen halten ihre
Probleme häufig aus Scham geheim, wodurch die falsche Vorstellung
entstehen kann, es sei nicht “normal” mit solchen Dingen zu kämpfen.
Selbst innerhalb der Familie und im Freundeskreis herrscht da häufig
noch immer die unausgesprochene Regel: “Über sowas redet man nicht!”.
Ein solches Buch wirkt da wie ein Lichtblick, denn es vermittelt vor
allem: Es ist in Ordnung und “normal” dass die Seele aus dem
Gleichgewicht geraten kann. Und es ist ebenso normal, dass man für die
Lösung mancher Probleme die Hilfe eines Experten/einer Expertin
benötigt. (Es würde doch auch keiner erwarten, dass man sich alleine um
ein Loch im Zahn kümmert oder eigenhändig das gebrochene Bein
behandelt.)
Fallbeispiele
sehr unterschiedlicher Menschen zeigen hier anschaulich, dass es gar
nicht “DAS Messie-Syndrom” gibt, sondern die verschiedenartigsten
Ausprägungen und ebenso viele Ursachen. Dabei bringt Sabina Hirtz immer
wieder ihren Respekt vor den Betroffenen zum Ausdruck. Es wird deutlich,
dass sie sich nicht als “Problemlöserin” sieht, sondern Menschen dabei
unterstützt, ihre Probleme selbst in den Griff zu bekommen.
Schuldzuweisungen und Stigmatisierungen gibt es nicht, trotzdem wird
klar vermittelt, dass jeder Mensch die Verantwortung für sein (Seelen-)
Leben trägt und ohne ein wenig Eigenmotivation auch der beste
Psychotherapeut keine Probleme weghexen kann.
Übrigens haben die
geschilderten Beispiele alle eines gemeinsam: Die Lebenssituation der
Betroffenen verbessert sich stetig!
Ausführlich
und gut verständlich berichtet Frau Hirtz auch von ihrer
Behandlungsweise, klärt z.B. über Hypnose auf (und räumt einige
Vorurteile beiseite). Dabei sollte einem klar sein, dass natürlich nicht
jeder Therapeut/ jede Therapeutin auf die gleiche Art und Weise
behandelt; trotzdem gewinnt man schnell einen Einblick, wie eine solche
Therapie ablaufen KANN, wodurch der Leser möglicherweise seine Scheu
verlieren und Mut fassen kann, sich Hilfe zu suchen wenn es einmal nötig
sein sollte.
Für
Betroffene, Angehörige und Außenstehende gleichermaßen interessant,
kann das Buch also helfen ein besseres Verständnis für die Erkrankung
“Messie-Syndrom” zu erhalten und gegebenenfalls auch motivieren,
Veränderungen vorzunehmen.
Fazit
Ein interessanter Einblick in die Arbeit einer Therapeutin und die Hintergründe des Messie-Syndroms. Sehr lesenswert!
5 von 5 Sternen
(Rezension verfasst von Monja Stock)
Anonym
9. Mai 2017 at 11:02Super Buch, das jeder unserer Mitarbeiter vor dem Arbeitsantritt bei unseren Haushaltsauflösungen (https://ratz-fatz-leer.de/haushaltsaufloesung-in-bad-soden-salmuenster/) bekommt. Viele grüße aus Bad Soden-Salmünster