Preis: 13,90 €
[Taschenbuch] 3,99€ [D, E-Book]
Seitenanzahl: 395
Meine Wertung: 4/5
Verlag: Selfpublisher
erschienen am: März 2017
ISBN: 1544652658

Kurzbeschreibung

Das geheimnisvolle Amulett.
Im mittelalterlichen Dorf Haufen lebt der 18-jährige Farin.
Der Junge ist ein Außenseiter, denn als Sohn des Totengräbers wird er von den
anderen Dorfbewohnern geächtet und geprügelt. 
Dennoch hat er keine andere Wahl,
als den Beruf des Vaters zu übernehmen, der zunehmend dem Alkohol verfällt. 
Die
Dinge ändern sich für Farin schlagartig, als die Dorfhexe stirbt und er die
Giftmischerin für die Beerdigung vorbereitet. Denn die Hexe trägt ein
geheimnisvolles Amulett um den Hals, und Farin kann nicht widerstehen, das
Schmuckstück anzulegen …
Sein
Geheimnis behält er für sich – es würde ohnehin niemand glauben.

Cover

Das Cover ist
im Stil eines alten Buches gehalten und hat neben dem Titel als Scherenschnitt
noch eine Schaufel und zwei Raben aufgebracht.
Die Idee ist gut und der Hintergrund stilistisch zum Thema sehr passend – ich
denke jedoch, man hätte mehr herausholen können: Das Emblem echter wirken
lassen, die Schrift des Autorennamen dem Stil mehr anpassen, das Flair des
Buches mehr fassen.
Man soll ein Buch nicht – auch wenn es oft gemacht wird beim Kauf – nach dem
Cover beurteilen und reinzuschauen lohnt sich hier definitiv!

 

Schreibstil

Der Autor Sam Feuerbach hat
bereits mehrere Sagas geschrieben und man merkt seine Erfahrung damit zunächst
nicht – möchte man meinen.
Zuerst
stolperte ich über seltsame Wortwiederholungen, die meinen Lesefluss störten.
Doch schon bald bemerkte ich, dass dies pure Absicht war.

Die
Protagonisten sind einfache Menschen aus schlechten Lebensverhältnissen.
Bildung spielt keine große Rolle in einem Leben, welches trist, blutig und vom
Kampf um die nächste Mahlzeit gezeichnet ist. Zu der bewusst simplen, beinahe
hölzernen Wortwahl gesellen sich herrliche Wortspiele, die den Sinn/Unsinn von
Satzbauten bewusst nutzen, um zu überraschen.
Und nur, weil
jemand von einfacher Bildung ist, heißt das nicht, dass er nicht clever und sympathisch
sein kann!
Als sich dann
noch kurz andere Sichtweisen und Charaktere, dessen Leben andere Bahnen nahm,
dazugesellen und deren Wortwahl bedeutend anders ausfällt, wird klar, dass der
Autor es meisterhaft versteht diese Rollen zur Gänze zu beleben.

Meinung

Ich bin
einige Zeit um diesen Roman herumgeschlichen, obwohl Freunde es mir immer
wieder empfohlen haben. Ich weiß nicht, was mich abgehalten hat – vielleicht
doch das Cover oder der recht wenig mitreißende Klappentext. Da ich die anderen
Romane des Autors nicht kenne und wenig auf „Bestseller“-Status geben (den auch
dieser Roman derzeit hat) ließ ich die Finger davon. Als es mir schließlich
geschenkt wurde, gab ich dem Buch eine Chance und wurde sehr positiv
überrascht!
Wir schlüpfen
zunächst in die Haut des Totengräbersohnes Farim. Er wäscht eine Leiche
und bereitet sie auf das Begräbnis vor. Authentisch wird uns vermittelt, wie er
dabei vorgeht. Keine schöne Prozedur und im weiteren Geschichtsverlauf merkt
man schnell, dass dieser Beruf nicht besonders geachtet ist. Allgemein hat er
es sehr schwer, denn wer möchte mit einem ungebildeten Menschen verkehren, der
Leichen anfässt?
Doch die
Hinterlassenschaften der alten Gerlunda – verschrien als Hexenweib – verändern
sein Leben schlagartig. Ein Dämon schlüpft in seinen Geist und hat nichts
Besseres vor, als ihn in den ungünstigsten Situationen auch noch zu verhöhnen
oder zu bitten doch endlich zu sterben, wenigstens einmal… ist doch gar
nichts weiter dabei…
Ab und zu
wechselt die Perspektive zu dem Waisenmädchen Aross, welches in der
Hauptstadt lebt und beinahe ein noch schrecklicheres Dasein fristet als Farim.
Doch sie weigert sich aufzugeben und ist ein widerborstiges, kleines Ding. Kurz
bevor man anfängt ihren – durchaus verständlichen – Zynismus nervig zu finden,
zeigt sie uns eine gerechte, weiche Seite. Auch sie wird plötzlich von einer
seltsamen Übernatürlichkeit berührt und dem Leser wird klar, dass sie noch eine
wichtige Rolle zu spielen hat.
Zwischendrin spielt noch der Erste Ritter Vigo eine
Rolle und zunächst versteht man nicht, was der denn mit unseren beiden armen
Protagonisten zu tun hat. Wenn man um die Ecke mitdenkt, fällt es einem später
jedoch wie Schuppen von den Augen und versteht die zeitlichen Einordnungen und
Hergang der Geschehnisse besser.

Mit der Zeit hatte ich starkes Mitgefühl mit Farim und ärgerte mich über die
anderen Menschen. Ich wollte einfach nur, dass dieser ehrliche, herzensgute
Kerl einmal Glück in seinem Leben hat und fröhlich lächeln kann – und ich bin
wirklich kein leicht weichzuklopfender Typ. Versteht mich nicht falsch: Der
Autor schafft uns dies zu vermitteln, ohne ihn wie einen melancholischen
Trauerkloß darzustellen. Eine Gratwanderung, die mich wirklich beeindruckt hat.

Obwohl man zuerst ein wenig Mühe mit der Sprache hat, taucht man bald tief in
eine mittelalterliche Welt ein, die keinesfalls so romantisiert wie viele
andere Fantasywelten ist. Die Charaktere sind facettenreich und denken in
nachvollziehbaren Weisen. Der Spannungsbogen steigt stetig an und hält sich bis
zum Ende ereignisreich.
Als man schließlich ganz gefangen ist und endlich wissen will, was Farim, Aross
und der Dämon denn nun erwartet, ist das Buch plötzlich zu ende und man stürzt
hysterisch zum PC um den Folgeband zu bestellen… ich warte!! *ungeduldig auf
dem Stuhl hin und her rutscht*

Fazit

Der Roman
„Totengräbersohn“ von Sam Feuerbach ist düster, authentisch, jedoch trotzdem
witzig und unterhaltsam. Den Einstieg in die überaus passende Sprachwahl hätte
man eventuell weicher gestalten können, denn es ist möglich, dass es
potentielle Leser abschreckt.
Aber es ist definitiv eine klare Leseempfehlung für Liebhaber des düsteren
nicht überbetont magischen Fantasygenres.

4 von 5 Sternen

  
(Rezension verfasst von Enrico Frehse) 

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