Preis: 20,00€ [D, Hardcover] & 16,99€ [ebook]
Seitenanzahl: 320 Seiten
Meine Wertung: 4/5
Verlag: FISCHER Sauerländer
empfohlenes Alter: ab 14 (Angabe des Verlags)
erschienen: Juli 2019
ISBN: 978-3737356664
***WERBUNG***
Reziexemplar!
Illustrationen: Allen Williams
Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch: Tobias Schnettle
Das Buch ist die Romanfassung des Films „El laberinto del fauno“ (deutscher Titel: „Pans Labyrinth“) von Guillermo del Toro aus dem Jahr 2006. Nach Angaben im Anhang, ist Cornelia Funkes Adapion auf ausdrücklichen Wunsch des Regisseurs/Drehbuchautors entstanden.
Diese Rezension enthält Spoiler am Ende des Textes (gekennzeichnet).
Darum geht’s:
In Spanien, im Jahr 1944 verschlägt es die junge Ofelia aufs Land, wo sie mit ihrer Mutter, dem Stiefvater und bald auch ihrem kleinen Bruder leben soll.
Ofelias Stiefvater, Hauptmann Vidal, macht dort Jagd auf eine Gruppe von Widerstandskämpfern, die sich Francos faschistischem Regime widersetzen.
Vidal ist ein grausamer Mann und Ofelia ist froh, im nahen Wald einen Zufluchtsort zu finden: In einem geheimnisvollen Labyrinth trifft sie auf einen zwielichtigen Faun, der ihr ein besseres Leben verspricht, denn in Wahrheit sei Ofelia die lange verschollene Prinzessin eines unterirdischen Zauberreiches.
Um
zu beweisen, dass sie auch wirklich die gesuchte Prinzessin ist, muss
Ofelia drei Aufgaben erfüllen.
Meine Meinung dazu:
Da ich Guillermo del Toros Film bereits kenne und sehr mag, wusste ich bei diesem Buch ziemlich genau was auf mich zukommt. Allen, die den Film nicht gesehen haben sei gesagt: Es ist keine Kindergeschichte! Film wie auch Buch sind von einer düsteren Atmosphäre geprägt, es gibt richtig unheimliche Szenen und detailreiche Gewaltdarstellungen. Deutlich spürbar sind Angst, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Kein fröhliches Buch.
Damit komme ich auch gleich zu meinem ersten Kritikpunkt: Das Buch wird ab 14 Jahren empfohlen, was ich völlig unpassend finde. Der Film ist ab 16 und das finde ich offengestanden schon knapp. Warum ich das so sehe, erkläre ich am Ende, da ich Spoiler mitten im Text vermeiden will.
Jetzt aber zu meiner Meinung über das Buch selbst: Ich liebe düstere Geschichten, weswegen ich inhaltlich nichts auszusetzen habe. Die Verbindung von realem Schauplatz mit historischer Grundlage und Fantasy finde ich hier besonders gelungen. Cornelia Funkes Schreibstil mag ich sehr. Er ist anschaulich und von zauberhaften Metaphern geprägt. Sie versteht es, Spannung aufzubauen und den/die Leser*in zu fesseln. Obwohl ich die Handlung bereits aus dem Film kannte, klebte ich förmlich an den Seiten. Was meinen Lesefluss aber immer wieder gestört hat, war die Wahl der Erzählperspektive. „Der Erzähler“ ist hier nämlich allwissend und bietet daher auch Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt fast aller Figuren. Mich hat es oft irritiert, in einer Szene mit mehreren Figuren mitfühlen zu „müssen“ und es hinderte mich daran, zu den einzelnen Figuren sozusagen eine Beziehung aufzubauen.
Was mir hingegen sehr gefiel, waren die Geschichten, die als „Zwischenkapitel“ eingefügt wurden, die es – soweit ich mich erinnern kann – im Film nicht gibt. In diesen wird immer eine Art Legende erzählt, die sich nicht auf die aktuelle Handlung bezieht, aber über Umwege doch irgendetwas damit zu tun hat. Das fühlt sich beim Lesen so an, als würde man sich mit einer Vorgeschichte befassen und Geheimnisse lüften, so dass man die Zusammenhänge besser versteht.
Anmerken möchte ich noch, dass ich den Preis unangemessen hoch finde. Zwanzig Euro für ein Hardcover mag ja als normal gelten, aber knapp siebzehn Euro für ein Ebook mit weniger als 400 Seiten finde ich zu viel.
Das Labyrinth des Fauns ist eine wunderschöne, traurige Geschichte mit Tiefgang, die genau nach meinen Geschmack trifft. Einen Stern ziehe ich ab wegen der Erzählperspektive, mit der ich mich nicht anfreunden konnte, sowie der meiner Meinung nach unpassenden Altersempfehlung.
!!!!!!ACHTUNG!!!!!
Es folgen SPOILER!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Zu meiner Einschätzung der Altersempfehlung: Die im Buch wie auch im Film dargestellte Gewalt ist sehr anschaulich beschrieben. Vor allem finde ich aber die speziellen Motive unangemessen für Jugendliche.
Zum einen wird Gewalt an Kindern dargestellt. Es gibt ein kinderfressendes Monster in dessen Behausung Bilder zu sehen sind, auf denen das Wesen Kinder mit Messern durchbohrt und auffrisst. Sofern man das Monster als (noch) menschlich betrachtet, hat man es also auch mit Kannibalismus zu tun. Angedeutet wird in einer späteren Szene, dass der Faun den neugeborenen Bruder Ofelias mit einem Dolch verletzen oder sogar töten will. Am Ende des Buchs wird Ofelia von ihrem Stiefvater ermordet.
Zum anderen wird in mehreren Szenen dargestellt, wie sehr Hauptmann Vidal es genießt, Menschen zu quälen und zu töten. Folter wird deutlich beschrieben, aus Sicht von Opfer und Täter, und immer sind auch Vidals Emotionen, sein Sadismus, deutlich fühlbar. Selbst für mich als erwachsene Leserin war es beklemmend und verstörend, diese Freude am Quälen zu spüren. Ich persönlich habe gar nichts gegen diese Gewaltdarstellungen und bin es auch gewöhnt, mit menschlichen Abgründen konfrontiert zu werden, ich bin aber der Meinung, dass man Jugendliche diesen potenziell traumatisierenden Darstellungen nicht aussetzen sollte. Nicht wegen der Gewalt selbst, sondern wegen der emotionalen Bewertung des Ganzen, weil es nicht einfach nur ums Töten aus einer gewissen „Notwendigkeit“ heraus geht, sondern darum, planvoll und mit Genuss jemanden zu entmenschlichen und vollständig zu vernichten.
Zudem ist Cornelia Funke insbesondere als Kinderbuchautorin bekannt und es kann leicht der Eindruck entstehen, auch dieses Buch sei für Kinder geeignet. Gerade weil ein jüngeres Publikum (und dessen Eltern) die Autorin schätzt und ihr ein gewisses Vertrauen entgegen bringt, hätte ich mir eine deutliche Inhaltswarnung gewünscht oder zumindest eine aus meiner Sicht angemessenere Altersempfehlung.
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ENDE SPOILER
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Fazit
Eine großartiges, düsteres Märchen, das der Filmvorlage gerecht wird. Nicht für Kinder!
4 von 5 Sternen
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karin
15. Juli 2019 at 6:30Hallo liebe Monja,
hm, nach Deiner Einschätzung für mich persönlich ein Roman von dem ich die Finger lassen werden.
Weil mir die Thematik..z.B. Gewalt an Kinder usw. an sich in Romanen gar nicht zusagt/gefällt.
Danke für Deine Rezi..LG..Karin..