Preis: 9,99€ [D, Taschenbuch] & 9,99€ [E-Book]
Seitenanzahl: 448
Meine Wertung: 4/5
erschienen am: 2.11.2016
ISBN: 978-3-426-51914-1
Kurzbeschreibung
Zacharias
Wythe, seit Kurzem erst Inhaber des ehrwürdigen Amtes des königlichen
Magiers, hat gleich mehrere Probleme am Hals: Nicht genug, dass
Großbritanniens Magie zu schwinden droht und die meisten Zauberwirker
des Landes die Schuld gerne bei ihm sehen. Ihm wird zu allem Elend auch
noch vorgeworfen sein Amt auf unrechtmäßige und höchst verwerfliche
Weise erlangt zu haben.
Dass Zacharias dunkle Hautfarbe zudem noch
verrät, dass er kein gebürtiger Brite ist, kommt seinen Kollegen von der
“Königlichen Sozietät Widernatürlicher Philosophen” ohnehin schon immer
verdächtig vor.
Eigentlich sollte Mr Wythe vollauf damit beschäftigt
sein, weiteren Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen und die bereits
vorhandenen zu lösen, hätte nicht die junge, eigensinnige Prunella
völlig unerwartet seinen Weg gekreuzt. Prunella ist für eine Frau
geradezu unverschämt magisch, was von der Sozietät im besten Fall nicht
gerne gesehen, im schlimmsten Fall bestraft wird.
Zacharias und Prunella
schließen sich zusammen und teilen schon bald mehr Geheimnisse als
beiden lieb ist.
Cover
Ein
wunderschönes Cover in dunkelblauen Schattierungen mit silberfarbenen
Ketten und Motiven, bei denen ich allerdings keinen Zusammenhang mit dem
Inhalt des Romans feststellen kann. Egal, denn schön ist es auf alle
Fälle und gegen ein bisschen Geheimniskrämerei habe ich ja nichts
einzuwenden. Es lohnt sich auch, einen Blick auf die Cover der
englischsprachigen Originale zu werfen (z.B auf der Webseite der Autorin
Zen Cho ), die kommen nämlich noch eigensinniger daher, sind aber ebenfalls umwerfend gestaltet.
Den
deutschen Titel finde ich übrigens ein wenig irreführend, da er mir zu
verstehen gibt, es handle sich um einen Roman über einen König und seine
Magier, was nicht der Fall ist. Tatsächlich taucht “seine Majestät”
überhaupt nicht auf. Der Originaltitel “Sorcerer to the Crown” ist da
etwas präziser und beschreibt treffend das Amt des Protagonisten
Zacharias und deutet dezent seinen Loyalitätskonflikt an.
Schreibstil
Da ich das Buch in der deutschen Übersetzung gelesen habe bin ich mir nicht ganz sicher, wessen Stil ich hier beschreibe…
Es
werden Fremdwörter verwendet und altertümliche Begriffe – viele davon!
Der Schreibstil wirkt auf mich pompös, versucht altmodisch und teilweise
umständlich. Das betrifft auch Personen- und Ortsnamen, die dadurch
schwieriger zu merken sind. Satzstellungen erscheinen mir gelegentlich
bewusst verkompliziert, vielleicht um den Satz “würdevoller” wirken zu
lassen. Insbesondere Dialoge erscheinen mir gekünstelt. Wer gerne
klassische Romane liest schätzt diesen Stil vielleicht, meinen Geschmack
trifft er nicht wirklich. Gut möglich jedoch, dass mich das
englischsprachige Original eher überzeugen würde.
Es
finden häufige Perspektivenwechsel statt, wodurch man einer erweiterte
Innensicht der Charaktere erhält. Die Übersichtlichkeit und
Verständlichkeit leiden jedoch darunter; hin und wieder musste ich mich
fragen, wessen Gedanken und Gefühlen ich denn gerade folge.
Meinung
Noch
bevor ich überhaupt einen Blick ins Buch werfe entdecke ich auf der
Buchrückseite den Vergleich mit einem Jane-Austen-Roman, der allerdings
auch magische Elemente aufweisen soll. Kurz bin ich geneigt schreiend
wegzulaufen denn Jane Austen gehört nicht zu meinem bevorzugten
Lesestoff 😉
Wie
erwartet (und bereits erwähnt) konnte mich der Schreibstil daher
natürlich nicht besonders überzeugen, wirkte auf mich häufig gekünstelt
und nicht authentisch (vielleicht auch aufgrund der Übersetzung).
Auch
das Setting erschien mir teilweise fremd und unausgereift. Zeitlich
angesiedelt ist der Roman in einer Alternativversion der
Regency-Epoche, was durchaus glaubwürdig wirkt und den
Jane-Austen-Vergleich noch erklärt. Die Details jedoch, Orte wie
Protagonisten, sind mir zu wenig ausgearbeitet.
Vor
meinem geistigen Auge erscheinen die Schauplätze weitestgehend
skizzenhaft und unvollständig, schon nach kurzer Zeit kann ich mich
nicht mehr daran erinnern. Die Geschichte spielt in England
(hauptsächlich in London), es könnte aber auch jeder andere Ort auf
jedem beliebigen Planeten sein, da man von der britischen Hauptstadt
nicht wirklich etwas zu “sehen” bekommt. Ähnlich verhält es sich zum
Beispiel auch mit einem kurzen, enttäuschenden Besuch im Feenland.
Die
Protagonisten erscheinen mir stereotyp und teilweise unglaubwürdig.
Insbesondere die magiebegabte Prunella zeigt sich abwechselnd als
rebellisch, eigensinnig und unabhängig, präsentiert dann aber wieder ein
altertümliches Frauenbild und erklärt die Suche nach einem Ehemann als
ihr höchstes Ziel im Leben. Ein innerer Konflikt zwischen den
verschiedenen Weltanschauungen wird für mich nicht deutlich. Am Rande
frage ich mich: Braucht die moderne (wenn auch auf altmodisch getrimmte)
Literatur wirklich noch solche Frauenrollen? Anfangs erwartete ich noch
eine leidenschaftliche Liebesgeschichte, womit ich mir Prunellas
Fixierung auf die Männersuche hätte erklären können, doch Fehlanzeige:
die einzig auftauchende Minimal-Romanze klingt für mich völlig sachlich
und gefühllos und ich kann mir nicht vorstellen, dass Freunde von
romantischer Literatur damit auf ihre Kosten kommen.
Weitere
Charaktere kann ich oft nicht gut auseinanderhalten und ich habe kein
genaues Bild von ihnen vor Augen weil ich einfach zu wenig von ihnen
weiß. Von Protagonist Zacharias beispielsweise ist mir hauptsächlich in
Erinnerung geblieben, dass er sehr groß und dunkelhäutig ist. Das ist
mir zu wenig.
Die
Handlung ist schwierig zu beschreiben und letztendlich der Grund, warum
ich trotz zahlreicher Kritikpunkte vier Sterne vergebe. Oft stolperte
ich beim Lesen zwar über Logiklöcher und haarsträubende Übertreibungen
oder hatte das Gefühl, dass mir noch Informationen fehlen um den Sinn
einer Szene zu begreifen; aber sobald ich mich überwinden konnte, die in
meinem Kopf aufleuchtenden Fragezeichen zu ignorieren, stelle sich
tatsächlich die erhoffte Lesefreude ein. Die Romanhandlung war für mich
völlig unvorhersehbar, erschien mir teilweise kunterbunt
zusammengewürfelt und auf angenehme Art verrückt, so dass gut drei
viertel des Buchs mich prima unterhalten haben.
Der Roman scheint keinen
Regeln zu folgen; die Fantasie der Autorin wirkt riesig, fast kindlich
(im besten Sinn) und erinnert mich teilweise ein klein wenig an die
gigantischen, und herrlich verrückten Welten, die Autoren wie Michael
Ende und Terry Pratchett erschaffen haben.
Wer
sich also auf einen Roman einlassen kann, der einige Fragen offen
lässt, dafür aber mit außergewöhnlichen Ideen punkten kann, der wird an
“Die Magier seiner Majestät” viel Freude haben.
Die
Autorin arbeitet zur Zeit offenbar an einer Fortsetzung; über einen
konkreten Veröffentlichungstermin konnte ich allerdings nicht nichts in
Erfahrung bringen.
Fazit
Fantasiereich, ausgefallen und trotz einiger Schwachstellen sehr lesenswert!
4 von 5 Sternen
(Rezension verfasst von Monja Stock)