Preis: 12.99€[D, Taschenbuch]
Seitenanzahl: 480
Meine Wertung: 5/5
Verlag: Piper
erschienen am: 01.04.2006
ISBN: 978-3-492-24688-0
Kurzbeschreibung
„Hier fängt die
Geschichte an.“ Mit diesen magischen Worten entführt uns Walter Moers ins
zauberhafte Zamonien wo wir den Abenteuern von Hildegunst Von Mythenmetz folgen.
Von
Mythenmetz ist ein sympathischer Lindwurm, außerdem Schriftsteller, noch ganz am Anfang seiner
Karriere. Dass er ein erfolgreicher Autor werden wird steht außer Frage,
schließlich haben alle Lindwürmer eine besondere Gabe für das geschriebene
Wort. Von seinem „Dichtpaten“ erbt Von Mythenmetz ein altes Manuskript eines unbekannten
Verfassers, begleitet vom dringlichen Ratschlag, es zu lesen und sich davon
inspirieren zu lassen. Doch beim Lesen traut Von Mythenmetz seinen Augen kaum:
Das wenige Seiten umfassende Manuskript ist das unglaublichste, fantastischste,
perfekteste Schriftstück, dass ihm jemals unter die Nüstern gekommen ist. Ohne
zu zögern macht er sich auf den Weg nach Buchhaim, der Stadt der träumenden
Bücher, um den unbekannten Autor ausfindig zu machen.
In Buchhaim wimmelt es nur so, von verschiedenartigsten
Bewohnern des zamonischen Kontinents, die alle eines gemeinsam haben: ihre
Besessenheit von Büchern. Während er sich mit der faszinierenden Geschichte der
Stadt und ihren Besonderheiten vertraut
macht, sucht Hildegunst nach Hinweisen auf den Verfasser seines
Manuskripts. Zunächst vergeblich, aber dann trifft er endlich auf den
wohlhabenden Antiquar und Schriftgelehrten Phistomephel Smeik, der ihm
möglicherweise weiterhelfen kann.
Und hier fängt die Geschichte nun wirklich
an!
Cover
Das Cover zeigt – wie sollte es anders sein- hunderte,
vielleicht tausende Bücher kreuz und quer aufeinander gestapelt. Vorrangig in
dunklen Braun- und Grüntönen gehalten vermittelt es den Eindruck von alten,
antiquarischen Werken. Dazwischen ist ein kleines Wesen mit einem einzigen
riesenhaften Auge zu sehen, das in ein aufgeschlagenes Buch vertieft ist.
Mir gefällt das Cover sehr gut, die Vorstellung in alle
diese Bücher gleichzeitig eintauchen zu können, spricht mich sehr an. Das
unbekannte Wesen darauf macht neugierig. Ich persönlich wollte deshalb schnell herausfinden, worum es
sich hierbei handelt.
Schreibstil
Walter Moers versteht es wie kein anderer mit den Worten zu „malen“
und den Leser mit derart bildhaften Formulierungen zu beglücken, dass man am
Ende glaubt, einen Film gesehen zu haben. Dabei variiert er geschickt die
Erzählgeschwindigkeit, vermittelt Action und Spannung um dann wieder im
Augenblick zu verharren und in aller Ausführlichkeit den Gedankengängen des Protagonisten zu folgen.
Ein besonderes Talent hat Herr Moers für die Schöpfung
neuer, grotesker Worte und ausgefallener Namen, was mich häufig zum Schmunzeln
gebracht hat. Besonders gefällt mir aber, wie der Autor immer wieder auf ironisch-humorvolle
Weise auf historische Persönlichkeiten und Begebenheiten in unserer Welt
anspielt und damit auch vor der eigenen Branche nicht Halt macht.
Meinung
Ein Reisebericht der
besonderen Art
„Die Stadt der träumenden Bücher“ ist der vierte
Zamonien-Roman von Walter Moers, benötigt jedoch keine Vorkenntnisse und ist
meiner Meinung nach ein toller Einstieg in die zamonische Literatur.
Hier ist
noch zu erwähnen, dass Herr Moers sich selbst ausschließlich als Übersetzer
nennt, denn der Autor des Werks ist selbstverständlich der berühmte zamonische
Schriftsteller Hildegunst von Mythenmetz.
Den eigensinnigen Lindwurm muss man einfach ins Herz
schließen. Obwohl er mehrfach auf sein genetisches Dinosaurier-Erbe anspielt
-nicht ohne Stolz, wie ich meine- ist der angehende Autor keinesfalls ein
wildes, unabhängiges Raubtier. Nein, er schätzt die Zivilisation, ausgiebige
und regelmäßige Mahlzeiten und vor allem natürlich ausgezeichnete Literatur. Über
seine neurotische Ader und seine „kreativen Ängste“, die sich mit an Arroganz
grenzender Selbstüberschätzung abwechseln, kann man so manches Mal herzlich
lachen. Ein durchweg glaubhafter und menschlicher Charakter (was für einen
Lindwurm durchaus was zu heißen hat)!
Auch die übrigen Charaktere sind liebevoll gestaltet und
authentisch. Schon nach kurzer Zeit glaubt man sie zu kennen wie gute, alte
Freunde (oder Feinde, je nachdem).
Durch sie wird die Geschichte lebendig und
spannend, so dass auch die zahlreichen Abschweifungen und Umwege, durch die wir
dem Helden folgen, interessant bleiben.
Die Handlung enthält viele humoristische Elemente, entbehrt
jedoch nicht einer gewissen Tiefe und Dramatik, so dass es einem leicht fällt,
mit den Protagonisten – so fremdartig sie auch sein mögen- mitzufühlen und man
am Ende möglicherweise sogar ein verstohlenes Tränchen aus dem Augenwinkel
wischen kann.
Die gigantische Welt Zamonien (ein vergessener Kontinent
unseres Planeten übrigens, der irgendwo zwischen Amerika und Europa verborgen
liegen soll) sprudelt nur so über vor außergewöhnlichen und verrückten, Dingen,
Orten und Wesen und ich kann nur immer wieder die blühende Fantasie des Autors
bewundern!
In „Die Stadt der träumenden Bücher“ finden sich zahllose
Anspielungen auf Walter Moers weitere Romane, die den erfahrenen
Zamonien-Reisenden erfreuen werden, aber subtil genug sind um den Neueinsteiger
nicht zu verwirren.
Fazit
Ein wundervolles Buch, das ich jedem empfehlen kann!
5 von 5 Sternen
(Rezension verfasst von Monja Stock)