Ich habe mir in letzter Zeit viele Gedanken gemacht, über die Art und Weise, wie ich Bücher bewerte. Ich möchte hier meine Überlegungen mit euch teilen und würde mich freuen, wenn sie als Anregung zum Austausch dienen würden.

Es ist ein notwendiges Übel, die Sache mit den Bewertungssternen. Klar könnte man auf dem Blog darauf verzichten, auf Instagram erwähne ich zB nie Sterne sondern drücke meine Empfindungen in Worten aus. Sobald man aber die Rezension in Shops und Communities teilen möchte, ist man doch wieder gezwungen Sterne zu vergeben. Und ganz ehrlich: es ist ja auch die einfachste Art auszudrücken, ob man ein Buch (oder generell ein Produkt) mag oder nicht. Nicht so einfach finde ich oft, alles was ich über ein Buch denke in Sternen auszudrücken.

Ich weiß nicht, ob alle Blogger sich so viele Gedanken darüber machen, aber mir persönlich ist es sehr wichtig fair zu bewerten, meine Meinung zum Ausdruck zu bringen, gleichzeitig aber nicht meine Meinung als Maß aller Dinge zu sehen. Ich habe eine ungefähre Vorstellung davon, wie viel Arbeit in einem Buch steckt und ich finde, Autoren verdienen dafür ein ehrliches und respektvolles Feedback. Allerdings bin ich auch der Meinung, dass manche – zum Glück nicht sehr viele – Bücher so schlecht sind, dass auch das gesagt werden sollte. Natürlich kann man da immer nur seiner Intuition folgen, aber ich hatte hin und wieder schon mal das Gefühl, dass ein Buch lieblos runter geschrieben wurde, vielleicht nur geschrieben wurde um etwas abzuliefern, und dass der/die Autor/in nicht wirklich dahinter steht. So kommen trotz meines Wunsches nach einem wertschätzenden Tonfall auch mal kleine Schimpftiraden zustande.

Besonders viel denke ich über die Bücher nach, die ich weder genial noch wirklich schlecht finde. Ich habe eine große Abneigung dagegen, weniger als 3 Sterne zu vergeben (schon bei 3 tut’s mir oft leid) aber genau so furchtbar fände ich es, „zu gut“ zu bewerten, so dass „bessere“ Bücher nicht mehr aus der Masse herausstechen. Mir fehlt oft eine Möglichkeit auszudrücken: „Dieses Buch hat mich besonders beeindruckt (mehr als die anderen 5-Sterne-Bücher).“

Andererseits: Wie lese ich als potenzieller Käufer die Sterne? Bei weniger als 5 denke ich der Rezensent hatte was an dem Buch auszusetzen. Und sehe ich doch mal eine kritikfreie 4 Sterne Bewertung, kommt mir das schon ein bisschen fies vor. Wieso Sterne abziehen, wenn man nichts auszusetzen hat?

Viele Bücher beginnen auch irgendwann mich zu langweilen. Nicht so sehr, dass ich das Buch als „schlecht“ bezeichnen würde, aber genug um nicht mehr weiter lesen zu wollen. Weil auf einem großen Stapel und einer noch größeren Wunschliste einfach so viele Bücher sind, die ich noch lesen möchte und ich daher keine Zeit mehr in ein Buch investieren will, dass mich zwischendurch „verloren“ hat. Wie bewerte ich solche Bücher? Und was hat es eigentlich zu bedeuten, wenn ich ein Buch wirklich nochmal lesen will, obwohl ich doch viel zu wenig Zeit habe? Verdient es dann einen extra Stern? Aber es gibt eben auch grandiose Bücher, die man kein zweites Mal mehr liest weil sie einem emotional zu viel abverlangen oder man schlichtweg keine Zeit dafür hat.

All diese Überlegungen haben in mir das Bedürfnis geweckt, mein intuitives Bewertungssystem in Worte zu fassen, zu analysieren und zu reflektieren, ob ich mich damit noch identifizieren kann.

So bewerte ich zur Zeit:

★★★★★ – Gefällt mir, ich habe nichts/sehr wenig zu meckern.

★★★★ – Gefällt mir, ich habe aber ein paar Kritikpunkte.

★★★ -Gute Idee, Umsetzung packt mich nicht so richtig.

★★ – Gefällt mir nicht, eventuell ärgere ich mich sogar über gewisse Sachen

★ – Finde ich schlecht und irgendwas an diesem Buch p*sst mich richtig an.

Erst beim Aufschreiben wird mir klar: Meine Bewertungen bauen auf der Annahme auf, dass jedes Buch erst einmal 5 Sterne verdient hat und Sterneabzug einen Grund braucht. Mir gefällt der Gedanke und ich kann mich mit dieser positiven Herangehensweise gut identifizieren. Mit Menschen ist das ähnlich: Ich gehe erst einmal davon aus, dass jeder nett ist, bevor er/sie mir das Gegenteil beweist. Meine Feindschaft muss man sich verdienen ;)

Man kann es natürlich auch umgekehrt sehen… Nach dem Motto „Alle sind schlecht und müssen ihren Wert erst beweisen“. Oder auch irgendwas dazwischen.

Zwei Gedankenexperimente:

1. „Sterne muss man sich verdienen“

★★★★★ – Das Buch beeindruckt mich über alle Maßen und bedeutet mir sehr viel

★★★★ – Das Buch gefällt mir sehr und hebt sich von der Masse ab.

★★★ – Das Lesen macht Spaß und mir gefallen Ideen, Figuren, Setting,…

★★ – Ich wurde ganz gut unterhalten.

★ – Ich lese das Buch komplett.

2. Vier ★ als „Grundwert“, für 5 ★ muss mich das Buch schon sehr beeindrucken

★★★★★ – übertrifft meine Erwartungen, Lieblingsbuch

★★★★ – gefällt mir, nichts zu meckern

★★★ – gefällt mir, paar Kritikpunkte

★★ – nicht so meins, aber der Grundidee kann ich was abgewinnen

★ – gefällt mir nicht

Schon beim Tippen schüttele ich den Kopf. „Erst mal alles schlecht finden“ ist wirklich nicht meine Art und auch bei der harmloseren “Variante 2” muss ich an die zahlreichen Bücher denken, denen ich mit diesem System Sterne abziehen müsste, obwohl sie doch wundervoll waren.

Das Gedankenexperiment war also einigermaßen nutzlos… abgesehen davon, dass es mir bewiesen hat, was ich unbewusste eigentlich schon wusste: Meine Art zu bewerten ist wirklich die richtige für mich!

Einzig die Möglichkeit, ganz besondere Bücher hervorzuheben fehlt mir. Dazu werde ich mal probeweise eine Banner oder Ähnliches verwenden, mit dem ich das Bild kennzeichne. Das ist zwar in Shops etc auch nicht zu sehen, aber wenigstens auf dem Blog und bei Insta löst es möglicherweise mein „Problem“. Ich nenne es vorläufig mal „Favorit“ (vielleicht ändere ich das auch noch zu „Lieblingsbuch“oder so) und werde damit diejenigen Bücher markieren, die meine Erwartungen übertroffen haben, mich besonders beeindrucken konnten, die ich unbedingt nochmal lesen werde,…

Mal sehen, ob ich damit zufrieden bin :D

Habt ihr irgendwelche „Prinzipien“ wenn (falls) ihr Bücher bewertet? Oder entscheidet ihr das einfach nach Gefühl?

Wie kritisch seid ihr denn, wenn es um die Sternevergabe geht?

Und wie „schlecht“ muss ein Buch sein, damit ihr es abbrecht? (Bei mir geht das wie gesagt ganz schnell, selbst wenn ich das Buch nicht sooo schlecht finde.)

Ich bin gespannt auf eure Meinungen und Anregungen (damit ich mein ganzes Konzept nochmal über den Haufen werfen kann… ;) ).

3 Comments

  1. Michaela Kronawitter

    21. Juni 2019 at 21:39

    Also ich habe auch ständig Probleme mit den Sternen. Deine Idee mit dem Banner finde ich eine gute Lösung. Ich schreibe meistens in die Rezension dazu, dass dieses Buch meiner Meinung nach mehr wie 5* verdient hat.

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  2. karin

    22. Juni 2019 at 16:03

    Hallo und guten Tag,,

    ich denke, dass mit dem Bewerten ist immer eine schwierige Sache, gerade im Bücherbereich , weil es sehr persönlich ist. Und sich sehr an den Vorlieben des jeweiligen Lesers/Beurteilers orientiert.
    Was der eine toll findet, findet der andere vielleicht ein No-Go schon usw.

    Deshalb fände ich es auch gut, wenn man halbe Sterne vergeben könnte und somit diese starren Beurteilungenlinie etwas aufweichen könnte. Wichtig finde ich, dass man seine Kritik freundlich/nett ohne Beleidigungen begründet.
    Ich persönlich breche auch keine Romane ab, denn ich finde jeder Autor verdient eine Chance von der ersten bis zur letzten Seite . Und so würde ich auch nie eine Rezi von einem Abbruchbuch schreiben….dass verbietet mir , meine persönliche Fairness.

    LG..Karin…

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    • Monja

      22. Juni 2019 at 20:44

      Hallo Karin! Das stimmt, Rezension zu einem abgebrochenen Buch ist unschön. Bei Rezensionsexemplaren lässt es sich leider nicht vermeiden, da versuche ich dann anständig zu begründen, warum ich es nicht ganz lesen wollte. Ein Buch weiter zu lesen, da mich nicht mehr interessiert, kommt für mich aber gar nicht in Frage. Es gibt so viele Bücher (und Autoren), die meinen Geschmack treffen (mehr, als ich jemals lesen kann), da will ich nicht meine knappe Zeit in Bücher investieren, die es nicht tun. Liebe Grüße, Monja

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